Literaturtrends: Welche Genres sind am auflagenstärksten?

Nicht nur die Mode auch die Literatur unterliegt Trends

Verlage setzen auf Trendforschung und damit einhergehend auf Vielfalt. In der Regel dominieren ein bis drei Trends das Literaturgeschehen eines jeden Jahres. Trends, auf die dann das Gros der Verlage setzt. Stellt sich ein Verlag nicht möglichst breit auf, setzt er sich damit einem harten Wettbewerb aus. Konkurrenz besteht nicht nur unter den Verlagen, die Verlage konkurrieren auch mit der Fernseh-, Streaming- und Gamingindustrie. Allerdings existieren der Printbranche einige Sparten, die wohl immer populär sein werden.

Der Krimi ist Branchenliebling

Ein Dauerbrenner in der Literatur ist der Krimi. Seit den frühen 2000er Jahren bedient er sich zunehmend an Inhalten der Realität, also True Crime. Stoff gibt es mehr als genug: Mord aus Habgier oder Eifersucht, Menschen- und Drogenhandel oder Wirtschaftskriminalität. Streamingdienste und Fernsehsender bedienen sich seit jeher am Kriminalroman. Dabei ist das Genre Krimi in Deutschland keines, das Zuschauer in die Kinos lockt, ist doch die Qualität der Krimis der in Deutschland von Fernsehanstalten produzierten Werke sehr hoch.

Thriller, True und Cosy Crime

True Crime erzählt schnörkellos. Rückblenden und lange psychologische Deutungen zu den Motiven der Täter fehlen. Nach wie vor gefragt sind ebenfalls gut konstruierte Ermittlerkrimis mit ungewöhnlichen und vielschichtigen Figuren, das eher sanfte Cosy Crime sowie zeitgeschichtliche und politische Kriminalromane. Krimis und Thriller erzielen auch 2022 die höchsten Auflagen, gefolgt von historischen Romanen, der Fantasy-Literatur, Liebesromanen, Bildungsromanen, Sience Fiction, Horrorgeschichten und Abenteuerliteratur.

Historische Romane sind rechercheintensiv

Historische Romane verlangen eine umfangreiche Recherche. Autoren, die sich dieser Mühe unterziehen dürfen auf ein großes Publikum hoffen. In diesem Genre existieren verschiedene Sparten: Klassisch spielt er vor allem im Mittelalter (Beispiel: „Die fremde Prinzessin“ von Sabrina Qunaj) oft sind es aber auch Familiensagas, die im späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert angesiedelt („Lytton-Saga“ von Penny Vincenzi) sind. Dabei beruhen Handlungstränge historischer Romane gern auf mindestens zwei Zeitebenen (Sieben-Schwestern-Serie von Lucinda Riley). Auch die Antike wird gelegentlich behandelt, spielt aber in diesem Genre eher eine untergeordnete Rolle.

Fantasy-Literatur

Die Fantasy-Literatur lebt von großen Erzählern wie J.R.R. Tolkien („Herr der Ringe“, jüngeres Werk: „Beren und Lúthien“), Tad Williams oder Anthony Ryan. Ein Sub-Genre ist die High Fantasy mit ihrem Fokus auf starke Charaktere und innovative Settings, doch auch ironische Brechungen der Fantasy finden ihre Fans. Dazu gehören etwa Space Operas sowie die Dark und Urban Fantasy. Fantasy-Literatur für Erwachsene darf auch ruhig einmal dystopisch sein. Neubearbeitungen von uralten Legenden und Mythen, die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte bestehen, sind dabei ein essentieller Bestandteil.

Frauenliteratur und „Chick Lit“

Liebesromane scheinen sich vorwiegend an Frauen zu richten, doch nicht wenige Männer lesen sie ebenfalls – zumindest heimlich gern. Ein Verlag für die gehobene Unterhaltung dieser Art ist der Pendo-Verlag, der mit seinen Publikationen zum Fühlen und ein wenig zum Denken anregen, vor allem aber dem überwiegend weiblichen Publikum schöne Mußestunden größten Lesevergnügens verschaffen möchte. Die Texte setzen auf einen griffigen Plot und einen sehr flüssigen, dialoggetriebenen Schreibstil wie etwa Elia Barceló mit ihrem Liebes- und Familienroman „Das Licht von Marokko“. Die heldenhaften Protagonistinnen der Liebesromane sind Frauen, deren Einsatz für die Liebe zusammen mit ihrem Kampf gegen alltägliche Widrigkeiten das Herz rühren. Liebesroman, in denen Sexualität ein wichtiger Bestandteil ist, können dabei sehr erfolgreich sein ,wie „Fifty Shades of Grey“ von E. L. James beweist. Subgenres des Liebesromans sind die Romantic Fantasy, die Chick Lit für jüngere Frauen und der New-Adult-Roman.

Bildungsromane dienen nicht allein der Unterhaltung

Bildungsromane wollen, wie der Name schon sagt, Bildung vermitteln. Oft sind sie biografisch angelegt, obgleich ihre Protagonisten nicht unbedingt reale Personen sein müssen. Ein aktuelles Beispiel liefert Satoshi Nakamoto (ein Pseudonym, das (Stand Anfang 2023) immer noch nicht identifiziert wurde) – der Erfinder des Bitcoins. Der Autor Maximilian Alexander Koch hat ihm den Bildungsroman „Cryptopia“ gewidmet. Inhaltlich geht es, wie zu erwarten, um den Protoagonisten, Kryptowährungen, Cyberpunks und künstliche Intelligenz. Literaturwissenschaftlich ist das Werk der sogenannten „Near Future Sci-Fi“ zuzuorden. Bildungsromane ähneln deshalb klassisch einer Biografie und versuchen das komplette Leben ihres Protagonisten zu erzählen. Anerkannte Schriftsteller waren Goethe, Grass und Grabovac, die teilweise schon vor langer Zeit mit ihren Entwicklungsromanen und modernen Coming-of-Age-Geschichten, das Publikum zu begeisterten wussten. Der bekannteste Klassiker unter den Bildungsromanen ist wahrscheinlich „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Goethe. Dessen Leitmotiv wirkt auch heute noch zeitgemäß: Ein Ausbruch aus bürgerlicher Enge und die Suche nach den wirklich wichtigen Antworten.

Science Fiction

Die Science Fiction als Genre besteht bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals verwendete der britische Essayist William Wilson den Begriff erstmals als Kapitelüberschrift in einem seiner Werke. Seither hat die fantasievolle Ausmalung der Zukunft eine breite Anhängerschar gefunden. Große Klassiker der SciFi-Literatur schuf beispielsweise der Franzose Jules Verne (1828 – 1905) mit „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „20.000 Meilen unter dem Meer“ und vielen anderen Romane. Auch in unserer von technischen Innovationen geprägten Zeit macht es den Autoren und ihrer Leserschar immer noch großen Spaß, in die Zukunft zu denken. Dementsprechend sind einzelne Werke bis heute sehr auflagenstark, viele von ihnen gibt der Heyne Verlag heraus. Er setzt dabei auf gute Unterhaltung ebenso wie auf Grenzgänger dieser Literatur, die deren Horizont bisweilen noch beträchtlich erweitern. Ein jüngeres Beispiel wäre der SciFi-Thriller „Neanderthal“ von Jens Lubbadeh, wo Gentechnologie in nicht allzu ferner Zukunft nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern (natürlich!) auch den Menschen optimiert. Das wirkt in Teilen verstörend und ist gleichzeitig höchst spannend erzählt.

Horrorliteratur

Horrorliteratur ist nicht nur bei Jugendlichen sehr beliebt, viele erwachsene Leser mögen sie ebenfalls. Ein Literaturtrend der 2000er Jahre ist ihre Vermischung mit der Fantasy-Literatur wie die überaus erfolgreiche Harry-Potter-Reihe der britischen Autorin Joanne K. Rowling bewiesen hat. Das Genre gehört zwar nicht zu den absolut auflagenstärksten, findet aber eine stabile Anhängerschaft.

Abenteuerliteratur

Im Mittelpunkt moderner Abenteuerliteratur stehen von dem Helden zu bestehende gefährliche Erlebnisse. Der Leser wird in vollkommen andere Welten entführt und erlebt dramatische Geschichten mit. Ein gelungener Roman dieses Genres ist „Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara, der eine abenteuerliche Zeitreise von 1893 nach 1993 und schließlich ins Jahr 2093 unternimmt.

 

SATZGEWINN ist als Übersetzungsbüro für Fachtexte gerne Ihr Ansprechpartner für Übersetzungen in den verschiedenen Sparten und Sprachen.