The West Wing ist eine dieser Serien, die trotz ihres immensen Erfolgs im Ursprungsland (oder auch weltweit) in Deutschland mit Nichtbeachtung gestraft werden. Zugegeben, sie verfügt nicht über den universellen Appeal etwa der (in Deutschland ebenfalls sträflich vernachlässigten) Sopranos – Mafiageschichten mögen alle, doch nicht jeder interessiert sich für Politik, schon gar nicht, wenn’s nicht die deutsche ist. Dennoch ist The West Wing für jeden, der komplexe Storylines und hervorragende Darsteller schätzt und Gefallen an spritzigen Dialogen findet, einen Versuch wert.
In der von Kult-Drehbuchautor Aaron Sorkin ersonnenen Serie dreht sich alles um Potus, also den President of the United States of America, und seinen Beraterstab im Westflügel des Weißen Hauses. Über sieben Staffeln verfolgt der Zuschauer die Geschicke der fiktiven Bartlet-Administration, die offenkundig recht stark an die Clinton-Ära angelehnt ist. Dabei wird das Weiße Haus selbst nur äußerst selten verlassen – stattdessen konzentriert die Serie sich ganz auf Stabschef, Press Secretary, Redenschreiber und ihre Assistenten, denen man praktisch bei der Arbeit, ihren Kämpfen, Strategiesitzungen und manchmal auch Intrigen oder Liebeleien zusehen darf.
Dass das Ganze trotz bisweilen recht trockener, wenn nicht gar abstrakter Themen (– nicht in jeder Folge kann eine State of the Union geschrieben oder ein Attentat auf den Präsidenten verübt werden, manchmal muss es auch einfach um Agrarsubventionen gehen –) über die gesamte Spielzeit hinweg interessant bleibt, ist vor allem dem hervorragenden Drehbuch zu verdanken. Es gibt wohl keine andere Serie, in der sich die Protagonisten derart „durchkomponierte“ Rededuelle liefern. Das liegt manchmal zwar schon hart an der Grenze zum „Ausgedachtklingen”, doch nimmt man den Figuren – alles schließlich extrem intelligente Typen – ihre rhetorische Brillanz eigentlich immer ab.
Einer der Hauptkritikpunkte an The West Wing ist sicherlich, dass die Serie häufig wie der Wunschtraum eines US-Democrats rüberkommt. Tatsächlich fragt man sich angesichts der bilderbuchhaften Integrität von Präsident Bartlet (gespielt von Martin Sheen) und seinen Vertrauten oft, wie eine solche Mannschaft es überhaupt bis an die Spitze geschafft haben soll. Trotzdem: The West Wing ist glänzende Unterhaltung und lehrreich, ohne belehrend zu sein. Und gerade für Dolmetscher und Übersetzer, die wir beim Übersetzungsbüro Köln arbeiten und sich aus Interesse oder von Berufs wegen Politvokabular aneignen oder sich mit US-Politik und den entsprechenden Institutionen auseinandersetzen müssen, ist die Serie einfach perfekt, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.